Küsterdienst

Was macht eine Küsterin bzw. ein Küster?

"Der Küster sorgt durch seinen Dienst für die äußeren Voraussetzungen des gottesdienstlichen Lebens im Alltag einer Kirchengemeinde. Obwohl ein Großteil seiner Aufgaben technischen oder organisatorischen Charakter besitzt, kann seine Tätigkeit nicht von den geistlichen Bezügen christlichen Lebens getrennt werden. [...]

Durch seine Präsenz in den Gebäuden und Anlagen der Kirchengemeinde ist der Küster Ansprechpartner für Besucher, Gäste und Gemeindeglieder."

Weiter Informationen auf der Webseite des 

Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers

Küster*innen in der Martin-Luther-Gemeinde

Küster Heinrich Hamburg und seine Frau Tamara gehen in den Ruhestand

Am 1. Juni 1997 begann für Heinrich Hamburg mit 50 Jahren ein neuer beruflicher Lebensabschnitt, als er seinen Dienst als Küster in unserer Kirchengemeinde antrat. 26 Jahre war er Küster mit ganzem Herzen, stets voller Elan und jedem immer freundlich zugewandt.

Davor gab es bewegte Zeiten in seinem Leben; daran er lässt uns teilhaben: Geboren 1947 in Omsk, aufgewachsen mit 2 Geschwistern in Workuta erfolgte nach dem Schulabschluss eine 2-jährige Ausbildung im Gesundheitswesen/Labor. Danach ging es nach Omsk, wo er von 1965 bis 1971 ein Medizinstudium absolvierte mit Abschluss als Hygienearzt. Sein Weg führte ihn 1972 nach Krementschuk, wo er in leitender Position im dortigen Klinikum als Arbeitsmediziner (Chefarzt) tätig war.

Doch neben seinem Beruf spürte er eine weitere Berufung: Zwar galt im atheistischen System der damaligen UDSSR „Religion ist Opium fürs Volk“, aber er hatte, geprägt durch sein christliches Elternhaus, insbesondere durch Großmutter und Vater, dennoch zum Glauben gefunden. Für ihn als Arzt ergaben sich häufig Kontakte zu Russlanddeutschen, die vom Osten in die Regionen von Kiew und Krementschuk gezogen waren. Heinrich Hamburg gab mutig seinen Glauben an Viele weiter, und so entwickelte sich dort ganz vorsichtig eine lutherische „Ursprungsgemeinde“ mit damals rund 200 Mitgliedern. Das waren die Anfänge unserer heutigen Partnergemeinde in Krementschuk.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bemühte sich die Familie, deren Vorfahren 1767 aus dem hessischen Homburg nach Engels (Wolga) ausgewandert waren, um eine Ausreise nach Deutschland. Fünf lange Jahre dauerte es bis zum Ausreisebescheid. Erste Station 1995 war Friedland. Hier lernte Heinrich Hamburg einen pensionierten Pastor kennen, der ihn in einem Bibellesestudium förderte und unterstützte. Schließlich kam die Familie nach Bad Bentheim, wo sich recht schnell ein intensiver Kontakt zur hiesigen Martin-Luther-Kirche ergab. Enttäuschend war es für ihn, dass sein Arztdiplom nicht anerkannt wurde. Doch dann fügte es sich, dass die Stelle als Küster neu besetzt werden musste. Ein Neuanfang aus tiefen Wurzeln! Viele interessante Begegnungen ergaben sich im Rahmen der begleitenden Ausbildung zum Küster in Hildesheim und bei Küstertagungen, so z.B. mit Margot Kässmann.

Familie ist ihm wichtig: Mit Tamara, der Frau an seiner Seite, ist er seit über 40 Jahren verheiratet. Und glücklich sind die beiden über Sohn Andreas, der Pastor in Bremen ist, Schwiegertochter Claudia und natürlich über die sechs Enkelkinder.

Heinrich Hamburg liebt die Begegnung mit Menschen; noch immer besteht eine tiefe Verbundenheit mit Freunden aus der alten Heimat. Auch in der neuen Heimat gibt es viele Freundschaften. Und ist die Welt nicht manchmal klein? Hat er doch tatsächlich einen Kameraden aus der 1. Schulklasse nach Jahrzehnten in Bad Bentheim wiedergetroffen.

Mit 75 Jahren wird unser Küster Heinrich Hamburg nun am 1. Juni 2023 in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Dazu wünschen wir ihm alles Gute, Freude, Spaß bei Spaziergängen mit Pudel Krümel, viel Muße zum Lesen, schöne Zeiten mit der ganzen Familie und Freunden und Gottes Segen. (W-St)

Den Küsterdienst in der Martin-Luther-Kirche übernimmt jetzt Küsterin Anita Thole, die vielen bereits durch ihren langjährigen Dienst im Martin-Luther-Haus in Gildehaus bekannt sit.